Persönlichkeitsentwicklung
9. Juni 2011

Planen oder nicht planen?

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Ich bin mittlerweile zur Ansicht gelangt, dass man Ziele und Pläne nicht allzu ernst nehmen sollte. Damit meine ich nicht, dass man gar keine Ziele mehr haben und in den Tag hineinleben soll, ohne einem bestimmten Sinn zu folgen.

Ich meine damit eher das Vermeiden von Zielverbissenheit. Ich habe zum Beispiel schon unterschiedliche Ziele gehabt, die sich jedoch alle mit der Zeit geändert haben und je nach Gefühlslage unterschiedliche Prioritäten hatten.

Das Leben interessiert sich recht wenig für die wechselnden Vorlieben unseres Egos. Mir ist nun schon öfter aufgefallen, dass das Leben einem die schönsten Momente und Gefühle schenkt, die der Kopf in der Form gar nicht auf dem Schirm hatte, die man nicht planen konnte oder die sowieso nicht vorstellbar schienen.

Das tritt jedoch interessanterweise meist dann auf, wenn man mal ein Stück weit loslässt und nicht mit Scheuklappen einem bestimmten Ziel nachjagt und sich für alles andere blind macht.

Ich denke es ist am gesündesten, wenn man eine grobe Richtung für seine Ziele im Leben hat, damit man ihm einen Sinn gibt und etwas tut. Man sollte jedoch nicht zu speziell werden und sich freiwillig Scheuklappen aufsetzen.

Es reicht, dass man wo ankommt, wo es einem gefällt. Man muss nicht planen, wie man dorthin kommt, denn das Leben ist in gewisser Weise eine Aneinanderreihung von “Zufällen”. Es reicht, sich auf den Weg zu machen.

Vielleicht stellt man sich seine Traumfrau auf eine bestimmte Weise vor, und wenn sie dann vor einem steht übersieht man sie, weil sie die falsche Haarfarbe hat. Oder es stimmt vom “Herzen” her, aber unser Ego brüllt: “Oh Gott, fünf Zentimeter zu klein!”

Vielleicht setzt man sich einen bestimmten Wohnort in den Kopf, dabei wäre man woanders glücklicher.

Oder man setzt sich andere Dinge in den Kopf, die eine Nummer zu groß für einen sind, aber das Ego will einfach daran festhalten, statt es einfach loszulassen.

Der Kopf kann nicht voraussehen, wo, wann, wie, mit wem oder was wir uns am glücklichsten fühlen. Er kann nicht wissen, wie wir uns an einem bestimmten Ort fühlen werden, und auch nicht, was sich in unserem Leben Unerwartetes ereignet.

Darum mein Rat: Grob die Richtung vorgeben, um die Dinge ins Rollen zu bringen, aber die Details erst entscheiden, wenn es soweit ist und man spüren kann, ob es nicht da, wo der liebe “Zufall” einen hingebracht hat, nicht vielleicht sogar besser ist als da, wo das Ego hinwollte.

Unser Ego ist zum Beispiel ganz groß darin, uns – vor allem aus gesellschaftlichem Druck heraus – glauben zu machen, dass wir weit mehr Geld verdienen sollten, als wir tatsächlich brauchen, um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Dass unser Auto nicht schick genug und unsere Wohnung nicht unserem “Status” angemessen ist.

Dem etwas entgegen zu setzen ist nicht immer leicht und braucht Einsicht, ein gesundes Selbstwertgefühl und Mut.

Fragen Sie sich immer, warum Sie bestimmte Ziele verfolgen. Lohnt es sich, Jahre seines Lebens für einen Sportwagen zu arbeiten, mit dem man nur im Stau steht, oder wäre es vielleicht besser, weniger zu arbeiten und die Welt zu bereisen?

Lassen Sie unvernünftige Ziele los und genießen Sie die Reise mit leichtem Gepäck :-)

 

Über den Autor
Alexander Rubenbauer ist Psychologe (M. Sc.) und Psychologischer Psychotherapeut. Er bietet Psychotherapie sowohl persönlich in Herrieden bei Ansbach als auch über das Internet an. Er ist per E-Mail erreichbar.

 

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