Psychologie
9. Juni 2011

Angst kann Massen anstecken

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Plötzlich war ein Gefühl da. Es roch nach Tankstelle. Wahrscheinlich war etwas durch die Klimaanlage in die Klassenzimmer der Warren County High School in McMinnville, Tennessee, gekrochen. Über “einen benzinartigen Geruch” berichtete eine Lehrerin etwa 15 Minuten nach Unterrichtsbeginn. Sie klagte über Kopfschmerzen, Übelkeit, Atemnot, Schwindel.

Minuten später entwickelten mehrere Schüler ähnliche Symptome. Panik kam auf. Eine Umweltkatastrophe? Ein Bioattentat! Die Jugendlichen flohen aus dem Klassenzimmer, da befielen die mysteriösen Beschwerden bereits die ersten Mitschüler in den Nachbarräumen.

Der Direktor der Schule drückte den Knopf der Feuersirene und ließ das Gebäude evakuieren. Knapp 100 Schüler und Lehrer meldeten sich in der Notfallstation des Krankenhauses, einige brauchten den Rettungswagen.

Die Ärzte konnten keine organischen Schäden finden, vorsichtshalber behielten sie 38 Opfer zur Beobachtung auf Station. Seuchenmediziner und Umweltfachleute machten sich auf die Suche nach dem Quell des Übels. Sie entdecken: nichts.

Die Experten hatten nach den falschen Ursachen gefahndet, nach Bakterien, Giften, Chemikalien. Im Fachblatt “The New England Journal of Medicine” gaben Mediziner dem Schulhausspuk einen Namen: Eine “massenhafte psychogene Krankheit” habe gewütet. Die Schüler hätten sich lediglich gegenseitig Angst gemacht.


Gekürzt. Quelle: Focus 5/2002

 

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